Bericht Nr. 1:
Stimmen für den Müll!? So ist es als ErstwählerIn
„Jede Stimme zählt!“ – auch beim Bergedorfer Citylauf richtet Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann am Wahlsonntag das Wort an die wartenden LäuferInnen – „Geht wählen!“ Klar doch, endlich können wir uns bei diesem Aufruf auch angesprochen fühlen. Doch was wählen? Welche Partei? Welches Gesicht? 35 Parteiprogramme, über 35 verschiedene SpitzenkandidatInnen, 35 verschiedene Pakete an Zielen.
Zwei Wochen waren es noch bis zur Wahl und die Frage „Wen wählen?“ schien immer präsenter. Mit Freunden in der Schule, nachmittags oder beim Essen mit der Familie. Oft wurde diese Frage Gegenstand von wachen Diskussionen, in denen es nach und nach leichter fiel sich einzuordnen. Durch ein Schulprojekt haben wir uns intensiver mit den Wahlprogrammen beschäftigt als manch anderer und so hatten wir das Gefühl, überraschend viel in Diskussionen beitragen zu können, auch wenn die GesprächspartnerInnen schon viele Wahlen hinter sich gebracht haben. Manchmal fiel es dennoch schwer: All diese verschiedenen Meinungen – wie sich hier positionieren? Unter Umständen eine konträre Meinung zum Umfeld vertreten? Auch der Wahl-O-Mat war ein gutes Hilfsmittel, aber trotz großem gedanklichen Vorlauf fiel die Entscheidung bei Einigen doch erst in letzter Sekunde.
Am 9. Juni gingen viele ErstwählerInnen mit ihren Familien zur Wahl und durften erleichtert feststellen, dass das Wählen an sich nicht schwer ist. Nach einer mehr oder weniger herzlichen Begrüßung in den Feuerwehrwachen, Schulen, Kindergärten und Bibliotheken hält man ihn in den Händen – den ersten Stimmzettel seines Lebens. Es ist ein gutes Gefühl, sein Kreuz zu setzen. Irgendwie fühlt man sich anerkannt und auch ein bisschen geehrt, dass man mitentscheiden darf. Nach etwas Zeitstress in der Wahlkabine, dem wiederholten Kontrollieren des eigenen Kreuzes und den Problemen beim erneuten Zusammenfalten des Zettels, konnte der Bogen endlich in die Wahlurne geworfen werden. Diese war überraschenderweise oft eine Mülltonne. Hoffentlich war die Stimme trotzdem nicht für die Tonne!
Um das zu überprüfen, wurden die Hochrechnungen ab 18:00 Uhr minütlich verfolgt. Wenig überraschend, könnte man angesichts der ähnlich ausgefallenen Umfragehochrechnungen sagen, aber für viele waren die Ergebnisse dennoch ein Schock. Der anschließende Austausch mit politisch Gleichgesinnten war ein wichtiges Mittel, um sowohl die Erlebnisse als auch die Ergebnisse zu verarbeiten. Dies geschah oft am Wahlabend selbst, bevor es dann am nächsten Morgen in der Schule hieß: „Und, wen hast du gewählt?“ Wen darf man das fragen und wem kann man ehrlich antworten ohne verurteilt zu werden? So kamen wir ins Gespräch und stellten fest: Je mehr WählerInnen sich der eigenen Stimme angeschlossen haben, desto bedeutungsvoller kommt einem die eigene Stimme vor. Hat man allerdings für eine Partei mit prozentualen Verlusten gestimmt, so fühlt man sich schnell schwach und verloren und bekommt Angst vor der Zukunft, sieht die Demokratie in Gefahr. Man hinterfragt sich, seine Entscheidung und sein Umfeld.
Das war es also, das erste Mal „Wählersein“. Auf der einen Seite leichter als gedacht, auf der anderen Seite für viele doch frustrierend. Es ist ein Wahlergebnis, das dieses Jahr auch wir mittragen.
Im nächsten Jahr werden wir keine Erstwähler mehr sein. Dann seid ihr es: Im März 2025 stehen in Hamburg die Bürgerschaftswahlen an. Es ist wichtig, dass ihr eure Stimme nutzt und für EURE Werte einsteht. Egal, ob das dem Trend entspricht oder nicht. Bald heißt es auch für euch, die ihr nächstes Jahr 16 seid: „Geht wählen!“ „Jede Stimme zählt!“
Adi, Mascha und Marta aus dem PGW-Profil S2
Bericht Nr. 2
Easy Job oder Maloche? 2 Tage für 135€
Drei Schüler aus dem Oberstufenprofil „Sprich Global!“ der Jahrgangsstufe S2, die vergangenen Sonntag und Montag als Wahlhelfer arbeiteten, berichten Euch von ihren Erfahrungen und Impressionen.
Wir informieren Euch über die Bedingungen der Arbeit und die Vergütung dieser.
Während zwei von uns 14 Stunden hart malochten, war einer das Kind des Glücks. Als dieses musste er insgesamt 6 Stunden „arbeiteten“.
Diese Arbeit bestand bei uns dreien hauptsächlich aus minutiöser Detailarbeit: Überprüfung der Gültigkeit der Stimmen, Sortieren der Wahlzettel nach Parteien und Stimmverteilung und Auszählung der Stimmen. Nach vier Stunden konnte das Wahlergebnis an die Behörden gemeldet werden.
Der größte Unterschied lag in der Arbeitsart: Während zwei von uns in einem Wahllokal vor Ort die Wähler betreuten, bestanden die Aufgaben bei der Briefwahl im wesentlichen aus dem Öffnen der Briefumschläge.
Die Briefwahlauszählung ging, aufgrund fehlenden Wählerkontakts, deutlich schneller von statten. Insgesamt war man hier nur vier Stunden beschäftigt. Doch trotz dieser Unterschiede in Arbeitszeit und -art, wurde gab es für alle 135€.
Für den Einen also Easy Job, für die Anderen Maloche?
Mitnichten; immerhin zwei von uns würden das Amt des Wahlhelfers nochmal übernehmen.
Bericht Nr. 3
Europawahl 2024: Wieso weicht das Luisen-Gymnasium vom Europatrend ab?
Wir haben gewählt – genauso wie Europa. Es fühlte sich nicht nur richtig an, es war auch richtig. An unserer Schule genossen wir eine sehr hohe Wahlbeteiligung mit ca. 88,31 %. Deutschlandweit nutzen 64,8 % der Bürger ihr Stimmrecht. Es sind uns Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufgefallen, aber seht selbst!
CDU als stärkste Kraft bei beiden Wahlen?
Die CDU konnte in beiden Wahlen die meisten Stimmen unter sich vereinen. Bei der Lui-Juniorwahl erreichten die Christdemokraten etwa 16 %, und bei der Europawahl 30 %.
SPD, Grüne und AfD haben sich in der Juniorwahl 30 % der Gesamtstimmen geteilt: Jeder von ihnen wurde zu gleichen Anteilen gewählt (10 %).
Bei der Europawahl sieht es ähnlich aus, jedoch konnte die AfD mit 16 % das Rennen um Platz 2 hinter der Union für sich entscheiden. Die Grüne muss das Podium für die SPD räumen, welche sich mit 14 % die Bronzemedaille sicherte. Mit 12 % landet die Grüne folglich hinter der SPD.
Die Jugend wählt vor allem kleine Parteien
Es fällt auf, dass die „großen“ Parteien bei der Europawahl insgesamt 72 % der Wähler von sich überzeugen konnten. Im direkten Kontrast dazu: 46 % waren es bei der Juniorwahl. Über die Hälfte der Stimmen bei der Juniorwahl gingen am Lui an „kleine“ Parteien, wie beispielsweise Volt, ÖDP und Mera25. Diese Parteien sind bei der Europawahl nicht einzeln aufgeführt, sondern sind bei „Sonstige“ enthalten. Die FDP und die Linke wurden bei beiden Wahlen aufgeführt. Deutschlandweit wurden die Parteien jedoch schwächer gewählt als bei der Juniorwahl.
Mehr Stimmen als bei der Europawahl (5 %) bekam die FDP mit 8,5 % von den Lui-SchülerInnen. Selbes Schicksal erfuhr die Linke: 7,5 % bei der Juniorwahl, 3 % bei der Europawahl. Das BSW vereinte 6 % der Stimmen bei der Europawahl unter sich, während sie bei der Jugendwahl nur 2 % der Stimmen bekam. Natürlich darf nicht vergessen werden, dass manche Schüler sich ein Spaß machen und mit Absicht bestimmte Parteien wählen, die sie normal nie wählen würden.
Gründe für diese Unterschiede?
Das Wahlverhalten mit diesen unterschiedlichen Ergebnissen könnte man mit folgenden drei Punkten erklären:
- Die Altersdifferenz zwischen den Wählern
- Die unterschiedlich starke Wahlbeteiligung
- Das Wahlverhalten mancher SchülerInnen bei der Juniorwahl ist nicht repräsentativ für „echtes“ Wahlverhalten