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Anne-Frank-Tag

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„Ich werde nicht unbedeutend bleiben“, wusste Anne Frank schon seit ihrer frühen Kindheit, und sie sollte, trotz ihres tragisch frühen Todes 1945, wenige Wochen vor Kriegsende, recht behalten.

Durch die Veröffentlichung ihres Tagebuchs, das sie während der mehr als zwei Jahre als  Untergetauchte führte, ist Anne heute Symbol für Millionen jüdische Opfer des Holocausts. Was sie aber in besonderer Weise „bedeutend“ macht, ist, dass Anne immer an das Gute im Menschen glaubte. Fast unbegreiflich scheint heute ihr unerschöpflicher Optimismus, mit dem sie damals in einer vermeintlich hoffnungslosen Lebenssituation an ihren Idealen festhielt: Sie träumte von einer demokratischen Gesellschaft ohne Rassismus – Ein Ziel, das heute nicht nur fundamental für die Gedenkkultur an NS-Verbrechen ist, sondern für das sich vor allem junge Menschen heute noch engagieren.

Das Anne Frank Zentrum, eine Partnerorganisation des Anne Frank Hauses in Amsterdam, nahm sich das zum Anlass, um den jährlich an Annes Geburtstag stattfindenden Aktionstag gegen Antisemitismus und Rassismus dieses Jahr unter das Motto „Ideale“ zu stellen.

Die Bildungsstätte rief also für den 12. Juni nicht nur zur Aktion auf, um das Gedenken an Anne Frank und andere Opfer der Schoah aufrecht zu erhalten. Viel mehr lag der Schwerpunkt in diesem Jahr darauf, besonders Jugendliche zur Auseinandersetzung mit Annes, aber auch ihren eigenen Idealen anzuregen.

Unsere Schule ist, entsprechend dem Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, eine von ca. 650 Schulen bundesweit, die am „Anne Frank Tag“ teilgenommen haben.

Gegenstand des Projekttages an der Schule waren der Nationalsozialismus und die Geschichte Anne Franks, ihre Träume und Hoffnungen, aber auch das Thema „Utopie“ und persönliche Ideale von Jugendlichen heutzutage. 

Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Jahrgänge haben dabei eine Vielzahl von Aktionen und Angeboten für Mitschüler*innen auf die Beine gestellt. So wurden Stolpersteine in Bergedorf geputzt und die Geschichten dahinter kennengelernt, das Profil Künste & Kulturen der 10. Klasse informierte zum Thema Musik im Nationalsozialismus, führte durch eine Plakatausstellung und regte mit Postkarten und einer „Neuauflage“ von Annes Tagebuch dazu an, eigene Ideale kreativ auszudrücken. Unter dem Motto „You-topia“ entwickelte eine 8. Klasse eine bessere Welt von morgen, zwei andere organisierten Lesungen aus dem Tagebuch und ein interaktives Quiz, in dem man mehr über Annes Person erfahren konnte.

Dass bei den Projekten Schülerinnen und Schüler andere angeleitet und sich untereinander besser kennengelernt haben, wäre sicher in Annes Sinne gewesen. Was dem Aktionstag noch besondere Bedeutsamkeit verleiht, ist die Erkenntnis vieler Schülerinnen und Schüler, dass sich ihre Ideale und die Annes trotz über 80 Jahren, die seitdem vergangen sind, gar nicht so stark voneinander unterscheiden. 

Immer noch herrscht vielerorts Krieg auf der Welt, sogar mitten in Europa. Immer wieder wird in Deutschland und anderen Ländern die Demokratie durch rechte Kräfte auf die Probe gestellt. Viele Schülerinnen und Schüler des Luisen-Gymnasiums, das stellte sich am Projekttag heraus, wünschen sich deshalb wie Anne eine tolerantere, friedliche und demokratische Welt.

Zu dem Wunsch nach Frieden, den sie mit Anne teilen, kommen für junge Menschen heute neue Ideale, die sich zum Beispiel durch die aktuelle Klimakrise ergeben: Umweltschutz und Nachhaltigkeit.

„Wie wunderbar ist es, dass niemand einen Moment warten muss, bevor er beginnt, die Welt zu verbessern!“, schrieb Anne einst in ihr Tagebuch. Damit das aber klappt, ist es enorm wichtig, Ideale zu haben – das hat der Anne Frank Tag 2023 deutlich gemacht.