Am 8. November 2022 fand sich für das Profil „Künste und Kulturen“ der zehnten Stufe (10k) die einmalige Gelegenheit, sich mit Zeitzeug:innen der zweiten Generation vertiefend zu den gelernten Unterrichtsinhalten auszutauschen. Auch die Bergedorfer Zeitung erschien zu dem Gespräch.
Bereits zu Beginn des ersten Halbjahres stieg der Geschichtsunterricht der 10k mit dem Thema Nationalsozialismus ein. Die Schüler:innen erarbeiteten sich hierzu Schritt für Schritt mittels verschiedener Medien die einzelnen Stationen des Nationalsozialismus bis hin zum Zweiten Weltkrieg. Um die gelernten Inhalte zu vertiefen, die historischen Geschehnisse und deren Nachwirkungen aus einer subjektiven Ebene beleuchtet zu bekommen und sich über eigene Fragen und Gedanken zu dieser Zeit zu äußern und auszutauschen, empfingen die Schüler am 8. November in einem gemütlichen Stuhlkreis die Zeitzeug:innen Frau Brix und Herr Esser.
Frau Brix, Tochter eines Arztes, der in der „Einsatzgruppe C“ der Nationalsozialisten an Massenerschießungen in der heutigen Ukraine beteiligt gewesen war, erzählte ihre Geschichte als Mitglied einer „Täterfamilie“. Die heute 81-Jährige war selbst einmal Lehrerin an der Klosterschule am Berliner Tor in Hamburg und unterrichtete unter anderem das Fach Geschichte. Sie erfuhr jedoch erst mit 65 Jahren die ganze Geschichte ihres Vaters, zu dem sie stets eine gute Beziehung zu haben pflegte.
Herr Esser wiederum kam, anders als Frau Brix, aus einer Familie, die dem Nationalsozialismus zum Opfer wurde: Seine Tante, sein Onkel, sein Großvater und sogar sein Vater waren am 10. November 1933 verhaftet worden und wurden in die Gestapo-Zentrale gebracht, die heute als Gedenkstätte „Stadthaus“ in Erinnerung und Ehren gehalten wird. Später kamen Onkel und Vater ins Konzentrationslager in Fuhlsbüttel (Kola-Fu), wo der Onkel schließlich malträtiert und ermordet wurde. Die Sträflingskleidung ihres toten Sohnes bekam die Großmutter von Herrn Esser ausgehändigt.
„Wir wollen euch zeigen, wie wichtig es ist, zu verhindern, dass die Rechten jemals wieder an die Macht kommen, damit sich die Geschichte nicht wiederholt.“ So antwortete Herr Esser auf die Frage, weshalb er und Frau Brix sich dazu entschieden hätten, als Zeitzeug:innen aufzutreten und ihre Geschichten an die Öffentlichkeit zu bringen. Das Thema Nationalsozialismus ist auch heute noch von großer Relevanz und wird es immer bleiben. Darum sollten wir es als ewiges Mahnmal ansehen und für eine bessere Zukunft sorgen.
Josephine Caussin, 10k