Die Projektwoche der 8. Klassen behandelte das Thema Politik. Sie gab uns einen Einblick in das Fach PGW (Politik, Gesellschaft und Wirtschaft), das wir in Klasse 9 dazu bekommen. Die ersten zwei Tage ging es darum zu lernen, wie die Politik bei uns in Deutschland funktioniert. Wir hatten eine fiktive Stadt, die Wattenburg hieß und bekamen verschiedene Rollen zugeteilt. Es gab Handwerker, Architekten, Schuldirektor, Lehrer, Bademeister etc. Und es gab auch Pressemitglieder, die das Geschehen dokumentierten. Alle außer der Presse wurden in Parteien eingeteilt und sollten sich Ideen für die Entwicklung der Stadt Wattenburg überlegen.
Meiner Meinung nach hat das Rollenspiel unserer Klasse sehr gefallen, denn alle nahmen ihre Rolle sehr ernst und man hatte allmählich das Gefühl, sich im echten Rathaus Wattenburgs zu befinden. Alle beteiligten sich sehr intensiv an den Sitzungen und Diskussionen und haben es sogar ein wenig zu ernst genommen, denn zu Auseinandersetzungen, wie auch in der echten Politik, kam es auch. Wir lernten, wie eine Wahl organisiert und durchgeführt wird, was Parteien sind und welche Ziele sie haben.
In der Projektwoche beschäftigten wir uns auch mit der rechten Symbolik. Eine Historikerin vom Kultur- und Geschichtskontor kam zu uns in die Klasse und hat uns dieses Thema präsentiert. Wir haben viel davon erfahren, was in Bergedorf in dieser schlimmen Zeit passierte und wie es unser heutiges Leben noch beeinflusst: sie zeigte uns Zahlencodes und auch Codes mit Smileys.
Ich hätte nie gedacht, dass viele blaue Herzen auf die AFD andeuten oder das mit den Zahlen 88 die 8. Buchstaben im Alphabet gemeint sind (HH) und sich auf den Hitlergruß beziehen. Die Ursache des Judenhasses haben wir auch kennengelernt: und zwar geht das auf religiöse Vorurteile im Mittelalter zurück. In den 30ern war Deutschland eigentlich schon recht modern, was die Politik angeht, und dass sich so ein Hass über Jahrhunderte gezogen hat, finde ich sehr erschreckend! Anschließend haben wir auch eine Debatte durchgeführt, wo die Klasse in zwei Seiten aufgeteilt wurde und die eine debattierte dafür, dass man einen Schlussstrich ziehen sollte und dass uns das, was damals passierte, nichts mehr angeht, und die andere Seite für das Gegenteil. Hier lernten wir nicht nur vieles neues über die Zeit im Nationalsozialismus, sondern auch wie eine Debatte verläuft. Man hat nicht selbst entschieden, zu welcher Seite man geht, sondern wurde zugeteilt und musste deshalb Argumente für die Seite finden, für die man selbst gar nicht war. Dadurch hat man aber auch die andere Meinung besser verstanden und einige teilten mir mit, dass sie nach der Debatte eine ganz andere Meinung dazu hatten als davor.
Das war eine interessante Erfahrung für unsere Klasse, wo wir nicht nur zu bestimmten Themen etwas Neues lernten, sondern auch lernten, besser zusammen zu arbeiten und zu diskutieren und argumentieren, was (obwohl es auch Missverständnisse gab) unsere Klassengemeinschaft stärkte.
von Emilia Erfurt, Klasse 9c