Der Leistungskurs Musik S3/S4 unter der Leitung von Johannes Rasch DSP-Kurs S3/S4 unter Leitung von Brigitte Oels
Bertolt Brecht und Kurt Weil gelang mit der „Dreigroschenoper“ 1928 eine wahre Theatersensation: nicht nur der Inhalt provozierte, handelte die Oper doch von Bettlern, Dieben und einem korrupten Polizeichef, der mit dem Gangster Macky Messer gemeinsame Sache macht, von Huren und Mr. Peachum, der mit der Armut der Bettler gute Geschäfte macht. Dazu jede Menge eingängiger Songs, von denen nicht nur „Und der Haifisch, der hat Zähne“ geradezu zu Schlagern wurden.
„Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie? Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank? Was ist die Ermordung eines Mannes gegen die Anstellung eines Mannes?“ – Brechts Kapitalismus – Kritik aus den 20er Jahren klingt angesichts von Turbokapitalismus und Finanzkrise erschreckend aktuell.
Ein tolles Stück, aber halt auch eine Oper, also von einem DSP-Kurs so nicht aufführbar. So entstand die Idee einer Gemeinschaftsarbeit mit dem Leistungskurs Musik: die Spieler gestalteten Rollen und Handlung, die Musiker probten die Songs.
Erst relativ kurz vor der Aufführung wurden dann Spiel und Musik zusammengefügt. Jede Rollenfigur hatte plötzlich ein musikalisches alter ego neben sich, Spiel und Musik verflochten sich.
Ich denke, Herrn Brecht hätte es gefallen, verstärkte dies doch den von ihm so gewünschten Verfremdungseffekt: das Spiel soll – seiner Theorie des Epischen Theaters entsprechend – dem Zuschauer menschliches Verhalten auffällig machen, einem kritischen Blick aussetzen und den Zuschauer zum kritischen Nachdenken anregen und in vor dem Abgleiten in plattes Illusionserlebnis bewahren.
Beide Kurse arbeiteten trotz der Abitur-Belastungen mit großem Eifer und einer wirklich bestechenden Qualität an diesem Projekt – ich denke, das Spiel wollte der Musik nicht hinterher stehen- und umgekehrt. Das hat Spaß gemacht im Unterricht und in so mancher weit über den Unterricht hinausgehenden Probe. Allen war klar: eine „Dreigroschenoper“ muss schon ein Knaller werden, sonst sollte man es besser sein lassen.
Ihr alle, Ihr Spieler vom DSK-Kurs und ihr Musiker und Sänger vom Musik-Leistungskurs- Ihr habt eine tolle Aufführung auf die Bretter des Luisenschul-Theaters gebracht und damit den Zuschauern einen aufregenden und beeindruckenden Theaterabend beschert.
Ich denke, Ihr habt auch für Euch selbst das erfahren, was die Theaterarbeit neben dem künstlerischen Lernen auch vermittelt: den Spaß am gemeinsamen Arbeiten, die Suche nach immer noch besserem künstlerischen Ausdruck jedes einzelnen und die Freude über ein gemeinsam erarbeitetes Projekt.
Ich diesem Sinne wünsche ich allen Mitwirkenden an diesem Projekt auch weiterhin Spaß an gemeinsamem Tun und Erfolg und Zufriedenheit auf den verschiedenen Wegen, auf denen Ihr jetzt aufgebrochen seid in Eure Nach-Luisenschul-Zeit.
Eure Brigitte Oels